Digitale Prozesse verzahnt

Digitale Prozesse verzahnt

24. Juli 2025

Touchpoints und Arbeitsgänge reduzieren – das ist längst ein gängiges Ziel vieler Druckereien. Die Gründe dafür sind vielfältig: Fachkräftemangel, der Wunsch nach schlankeren Abläufen sowie kürzeren Produktions- und Lieferzeiten. Frank Schiemenz, Geschäftsführer der Druckerei Schiemenz in Cottbus, und sein Team haben genau diesen Ansatz verfolgt, als sie nach einer Möglichkeit suchten, den digitalen Druckprozess so eng wie möglich mit der Broschürenfertigung zu verzahnen. Konkret bedeutet das: Direkt an die Druckmaschine eine Anlage anzuschließen, die gedruckte Bögen automatisch sammelt, falzt, schneidet und sortiert. So entsteht die fertige Broschüre in einem durchgängigen, vollautomatisierten Ablauf – vom Druck bis zum Endprodukt.

“Wir haben uns lange, sehr lange am Markt umgeschaut”, erzählt der Drucktechnik-Ingenieur. In seiner Druckerei, die 2025 ihr 70-jähriges Bestehen feiert, ist im Digitaldruck eine Versafire LP135 von Heidelberg im Einsatz. Viele Gespräche haben Schiemenz und seine Mitarbeiter geführt, Angebote verglichen und Optionen durchdacht. Schließlich wurden sie bei FKS fündig – denn das Unternehmen bietet gemeinsam mit seinem Partner C.P. Bourg Lösungen an, die diesem Wunsch nach einer Prozessverknüpfung gerecht werden. “Wir haben uns dann einmal zusammengesetzt und nach dem Gespräch war für alle Seiten klar: Wir gehen das gemeinsam an.”

Deutschlandweit einzigartig
Und so hat FKS in Cottbus ein deutschlandweit bislang einzigartiges In-Line Projekt realisiert, wie FKS Key Account Manager Hans Rauter nicht ohne Stolz berichtet. “Die Anforderungen waren schon anspruchsvoll”, räumt er ein. Erstmals wurde ein Broschürensystem des Typs FKS/C.P. Bourg BM-e inklusive eines Zuschnittmoduls (C.P. Bourg BPM) direkt an eine Versafire angebunden. Der BM-e verarbeitet digital gedruckte Bögen in Hochgeschwindigkeit zu rückstichgehefteten Broschüren – vom Sammeln über das Falzen bis hin zum präzisen dreiseitigen Beschnitt. “Der BM-e bietet eine hohe Laufruhe, exzellente Verarbeitungsqualität und eine modulare Erweiterbarkeit”, betont Rauter.
Das BPM-Modul (Bourg Preparation Module), das als universelle Schnittstelle zwischen Digitaldruck und Weiterverarbeitung dient, richtet die eingehenden Bogen aus, führt sie positionsgenau dem nächsten Bearbeitungsschritt zu und übernimmt bei Bedarf bereits erste Formatanpassungen.
Doch dies ist nur der erste, bislang realisierte Schritt. Schon im Vorfeld der drupa 2024 wurde von FKS und der Druckerei Schiemenz eine zweite Ausbaustufe besprochen. Geplant ist, das modulare System um ein zweites BPM-Modul zu ergänzen, um künftig zwei unterschiedliche Formatsprünge automatisiert realisieren zu können. Zusätzlich soll ein Versatzstapler vom Typ BPS (Bourg Perfect Stacker) in die Linie integriert werden. Das mittelfristige Ziel: Die bereits vorhandene Klebebindelösung der Druckerei in den Gesamtprozess einzubinden und zusätzlich zur Broschürenproduktion eine zweite, modular erweiterbare Linie für die Buchblockfertigung im Digitaldruckbereich zu schaffen. Durch den doppelten Zuschnitt mit dem beiden BPMs sowie das sortenreine Abstapeln über den BPS lassen sich dann Buchblöcke in hoher Formatvielfalt fertigen – vollautomatisch und bei maximaler Prozesssicherheit.

Großes Einzugsgebiet
Dass die Druckerei Schiemenz in einer sich im steten Umbruch befindlichen Branche so gut dasteht, ist auch ihrer Innovationsfreude zu verdanken. Einerseits ist das Unternehmen ein klassischer Offset-Betrieb, auf der anderen Seite ist der Digitaldruck bereits 1999 in Cottbus eingezogen. Hybridproduktion spielt eine wichtige Rolle im Hause, etwa bei der Individualisierung. “Wir bedienen nicht nur das gesamte Akzidenz-Spektrum”, erläutert Schiemenz. Bücher, Kalender, Geschäftsberichte, Etiketten – die Maschinen werden im Hause ordentlich beansprucht. “Mit unserem Lettershop-System bieten wir auch die Komplettlösung für Direktmarketing und den Versand persönlicher Dokumente.”
Der Kundenstamm besteht in erster Linie aus kleineren und mittelständischen Unternehmen in der gesamten DACH-Region. Neben Reiseveranstaltern und Verlagen kommen viele dieser Kunden aus dem Kulturbetrieb, einem derzeit schwierigen Umfeld. Da zahlt es sich aus, dass die Druckerei mit ihren 25 Mitarbeitenden weit über die Grenzen der eigenen Region hinaus agiert und sich einen guten Namen erarbeitet hat. Darüber hinaus ist die Zusammenarbeit mit Partnerbetrieben für Frank Schiemenz kein Lippenbekenntnis, sondern gelebte Praxis. Dass er sich für die Zusammenarbeit mit FKS entschied, ist nicht nur dem passenden Angebot zu verdanken, sondern auch guten Erfahrungen in der Vergangenheit. Darüber hinaus bietet die Software der installierten Schnittstellen zum System von Heidelberg. “Dadurch sind wir ungemein schnell in die Produktion zurückgekommen, weil wir keine langwierige Einarbeitungszeit benötigten.” Das kann auch Hans Rauter bestätigen: “Der gesamte Installationsvorgang und die Wiederaufnahme der Produktion dauerten eine Woche, was wirklich bemerkenswert ist.”

 

Quelle: Grafische Palette Ausgabe 03/2025 Region Ost